jetzt Furcht und Notwehr die Verschworenen zum Losschlagen. Im Winter 700/01 
(54/53) lagerte, mit Ausnahme einer in die Bretagne und einer zweiten in den 
sehr unruhigen Gau der Carnuten (bei Chartres) verlegten Legion, das gesamte 
roemische Heer, sechs Legionen stark, im belgischen Gebiet. Die Knappheit der 
Getreidevorraete hatte Caesar bewogen, seine Truppen weiter, als er sonst zu tun 
pflegte, auseinander und in sechs verschiedene, in den Gauen der Bellovaker, 
Ambianer, Moriner, Nervier, Reiner und Eburonen, errichtete Lager zu verlegen. 
Das am weitesten gegen Osten im eburonischen Gebiet, wahrscheinlich unweit des 
spaeteren Aduatuca, des heutigen Tongern, angelegte Standlager, das staerkste 
von allen, bestehend aus einer Legion unter einem der angesehensten Caesarischen 
Divisionsfuehrer, dem Quintus Titurius Sabinus, und ausserdem verschiedenen, von 
dem tapferen Lucius Aurunculeius Cotta, gefuehrten Detachements zusammen von der 
Staerke einer halben Legion ^18, fand sich urploetzlich von dem Landsturm der 
Eburonen unter den Koenigen Ambiorix und Catuvolcus umzingelt. Der Angriff kam 
so unerwartet, dass die eben vom Lager abwesenden Mannschaften nicht einberufen 
werden konnten und von den Feinden aufgehoben wurden; uebrigens war zunaechst 
die Gefahr nicht gross, da es an Vorraeten nicht mangelte und der Sturm, den die 
Eburonen versuchten, an den roemischen Verschanzungen machtlos abprallte. Aber 
Koenig Ambiorix eroeffnete dem roemischen Befehlshaber, dass die saemtlichen 
roemischen Lager in Gallien an demselben Tage in gleicher Weise angegriffen und 
die Roemer unzweifelhaft verloren seien, wenn die einzelnen Korps nicht rasch 
aufbraechen und miteinander sich vereinigten; dass Sabinus damit um so mehr 
Ursache habe zu eilen, als gegen ihn auch die ueberrheinischen Deutschen bereits 
im Anmarsch seien; dass er selbst aus Freundschaft fuer die Roemer ihnen freien 
Abzug bis zu dem naechsten, nur zwei Tagemaersche entfernten roemischen Lager 
zusichere. Einiges in diesen Angaben schien nicht erfunden; dass der kleine, von 
den Roemern besonders beguenstigte Gau der Eburonen den Angriff auf eigene Hand 
unternommen habe, war in der Tat unglaublich und bei der Schwierigkeit, mit den 
anderen, weit entfernten Lagern sich in Verbindung zu setzen, die Gefahr von der 
ganzen Masse der Insurgenten angegriffen und vereinzelt aufgerieben zu werden, 
keineswegs gering zu achten; nichtsdestoweniger konnte es nicht dem geringsten 
Zweifel unterliegen, dass sowohl die Ehre wie die Klugheit gebot, die vom Feinde 
angebotene Kapitulation zurueckzuweisen und an dem anvertrauten Posten 
auszuharren. Auch im Kriegsrat vertraten zahlreiche Stimmen, namentlich die 
gewichtige des Lucius Aurunculeius Cotta diese Ansicht. Dennoch entschied sich 
der Kommandant dafuer, den Vorschlag des Ambiorix anzunehmen. Die roemischen 
Truppen zogen also am anderen Morgen ab; aber in einem schmalen Tal, kaum eine 
halbe Meile vom Lager, angelangt, fanden sie sich von den Eburonen umzingelt und 
jeden Ausweg gesperrt. Sie versuchten, mit den Waffen sich den Weg zu oeffnen; 
allein die Eburonen liessen sich auf kein Nahgefecht ein und begnuegten sich, 
aus ihren unangreifbaren Stellungen ihre Geschosse in den Knaeuel der Roemer zu 
entsenden. Wie verwirrt, als ob er Rettung vor dem Verrat bei dem Verraeter 
suchte, begehrte Sabinus eine Zusammenkunft mit Ambiorix; sie wurde gewaehrt und 
er und die ihn begleitenden Offiziere erst entwaffnet, dann niedergemacht. Nach 
dem Fall des Befehlshabers warfen sich die Eburonen von allen Seiten zugleich 
auf die erschoepften und verzweifelnden Roemer und brachen ihre Reihen: die 
meisten, unter ihnen der schon frueher verwundete Cotta, fanden bei diesem 
Angriff ihren Tod; ein kleiner Teil, dem es gelungen war, das verlassene Lager 
wiederzugewinnen, stuerzte sich waehrend der folgenden Nacht in die eigenen 
Schwerter. Der ganze Heerhaufen ward vernichtet.
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^18 Dass Cotta, obwohl nicht Unterfeldherr des Sabinus, sondern gleich ihm 
Legat, doch der juengere und minder angesehene General und wahrscheinlich im 
Fall einer Differenz sich zu fuegen angewiesen war, ergibt sich sowohl aus den 
frueheren Leistungen des Sabinus, als daraus, dass, wo beide zusammen genannt 
werden (Gall. 4, 22, 37; 5, 24, 26, 52; 6, 32; anders 6, 37), Sabinus 
regelmaessig voransteht, nicht minder aus der Erzaehlung der Katastrophe selbst. 
ueberdies kann man doch unmoeglich annehmen, dass Caesar einem Lager zwei 
Offiziere mit gleicher Befugnis vorgesetzt und fuer den Fall der