(Vinalia), am 25. dem boesen Feinde der Saaten, dem Roste (Robigus: Robigalia) 
Opfer dargebracht werden. Ebenso wird nach vollendeter Arbeit und gluecklich 
eingebrachtem Feldersegen dem Gott und der Goettin des Einbringens und der 
Ernte, dem Consus (von condere) und der Ops ein Doppelfest gefeiert: zunaechst 
unmittelbar nach vollbrachtem Schnitt (21. August, Consualia; 25. August, 
Opiconsiva), sodann im Mittwinter, wo der Segen der Speicher vor allem offenbar 
wird (15. Dezember, Consualia; 19. Dezember, Opalia), zwischen welchen letzteren 
beiden Feiertagen die sinnige Anschauung der alten Festordner das Fest der 
Aussaat (Saturnalia von Sa?turnus oder Saturnus, 17. Dezember), einschaltete. 
Gleichermassen wird das Most- oder Heilefest (meditrinalia, 11. Oktober), so 
benannt, weil man dem jungen Most heilende Kraft beilegte, dem Jovis als dem 
Weingott nach vollendeter Lese dargebracht, waehrend die urspruengliche 
Beziehung des dritten Weinfestes (Vinalia, 19. August) nicht klar ist. Zu diesen 
Festen kommen weiter am Jahresschluss das Wolfsfest (Lupercalia, 17. Februar) 
der Hirten zu Ehren des guten Gottes, des Faunus, und das Grenzsteinfest 
(Terminalia, 23. Februar) der Ackerbauer, ferner das zweitaegige sommerliche 
Hainfest (Lucaria, 19., 21. Juli) das den Waldgoettern (Silvani) gegolten haben 
mag, die Quellfeier (Fontinalia, 13. Oktober) und das Fest des kuerzesten Tages, 
der die neue Sonne herauffuehrt (An-geronalia, Divalia, 21. Dezember).
Von nicht geringer Bedeutung sind ferner, wie das fuer die Hafenstadt 
Latiums sich nicht anders erwarten laesst, die Schifferfeste der Gottheiten der 
See (Neptunalia, 23. Juli), des Hafens (Portunalia, 17. August) und des 
Tiberstromes (Volturnalia, 27. August). Handwerk und Kunst dagegen sind in 
diesem Goetterkreis nur vertreten durch den Gott des Feuers und der 
Schmiedekunst, den Vulcanus, welchem ausser dem nach seinem Namen benannten Tag 
(Volcanalia, 23. August) auch das zweite Fest der Drommetenweihe (tubilustrium, 
23. Mai) gewidmet ist, und allenfalls noch durch das Fest der Carmentis 
(Carmentalia, 11., 15. Januar), welche wohl urspruenglich als die Goettin der 
Zauberformel und des Liedes und nur folgeweise als Schuetzerin der Geburten 
verehrt ward.
Dem haeuslichen und Familienleben ueberhaupt galten das Fest der Goettin 
des Hauses und der Geister der Vorratskammer, der Vesta und der Penaten 
(Vestalia, 9. Juni); das Fest der Geburtsgoettin ^1 (Matralia, 11. Juni), das 
Fest des Kindersegens, dem Liber und der Libera gewidmet (Liberalia, 17. Maerz), 
das Fest der abgeschiedenen Geister (Feralia, 21. Februar) und die dreitaegige 
Gespensterfeier (Lemuria, 9., 11., 13. Mai), waehrend auf die buergerlichen 
Verhaeltnisse sich die beiden uebrigens fuer uns nicht klaren Festtage der 
Koenigsflucht (Regifugium, 24. Februar) und der Volksflucht (Poplifugia, 5. 
Juli), von denen wenigstens der letzte Tag dem Jupiter zugeeignet war, und das 
Fest der sieben Berge (Agonia oder Septimontium, 11. Dezember) bezogen. Auch dem 
Gott des Anfangs, dem Janus, war ein eigener Tag (agonia, 9. Januar) gewidmet. 
Einige andere Tage, der der Furrina (25. Juli) und der dem Jupiter und der Acca 
Larentia gewidmete der Larentalien, vielleicht ein Larenfest (23. Dezember), 
sind ihrem Wesen nach verschollen.
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^1 Das ist allem Anschein nach das urspruengliche Wesen der "Morgenmutter" 
oder Mater matuta; wobei man sich wohl daran zu erinnern hat, dass, wie die 
Vornamen Lucius und besonders Manius beweisen, die Morgenstunde fuer die Geburt 
als glueckbringend galt. Zur See- und Hafengoettin ist die Mater matuta wohl 
erst spaeter unter dem Einfluss des Leukotheamythus geworden; schon dass die 
Goettin vorzugsweise von den Frauen verehrt ward, spricht dagegen, sie 
urspruenglich als Hafengoettin zu fassen.
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Diese Tafel ist vollstaendig fuer die unbeweglichen oeffentlichen Feste; 
und wenn auch neben diesen stehenden Festtagen sicher seit aeltester Zeit 
Wandel- und Gelegenheitsfeste vorgekommen sind, so oeffnet doch diese Urkunde, 
in dem, was sie sagt, wie in dem, was sie auslaesst, uns den Einblick in eine 
sonst fuer uns beinahe gaenzlich verschollene Urzeit. Zwar die Vereinigung der 
altroemischen Gemeinde und der Huegelroemer war bereits erfolgt, als diese