*) Akkorderhöhung um (rund) 9 %. Bei den Zahlen sub Nr. 3 für den 1.-15. V (erste Spalte) ist, der Vergangenheit wegen, der ab 16.V. gültige Akkordsatz zugrunde gelegt.
0
)
Fette Zahlen = Kettenwechsel. Ob auch Sortenwechsel, ergibt der Vergleich der Akkorde (außer in der zweiten Spalte, vgl. vorige Anmerkung). §) Natürlich nur unter sich ver-
gleichbar.
Zur Psychophysik der industriellen Arbeit. 236
deutigen, immer abstrakten, Buchziffern im Kontor in die Realität der Werkstatt
träte und dort dem lebendigen Menschen und der ruhelosen Maschine ins Antlitz
blickte. Allein eine wirkliche Sachdarstellung, welche vor allem die Tech-
nikdes Webstuhles und seiner einzelnen Modelle, die Art der Anforderun-
gen, die jedes von diesen und die jede Materialqualität stellt, die einzelnen Han-
tierungen, Grade und Art der Aufmerksamkeitsspannung usw. analysiert, sodann
zu den Personalien der Arbeiter übergehend jeden von ihnen nach Alter, Her-
kunft, beruflichen und anderen Antezedenzien, Familienstand und Eigenart un-
tersucht und Beziehungen zwischen diesen Umständen und seiner Stellung und
Leistung im Betrieb aufgespürt hätte, – eine solche Darstellung sollte und konn-
te hier schon aus Gründen nicht beabsichtigt werden, die in der Natur des Ob-
jekts lagen. Der Betrieb, dessen Verhältnisse hier exemplifikatorisch hereinge-
zogen wurden, hat zunächst eine sehr streng lokaleArbeiterrekrutierung;
er stand ferner, wie an mehreren Stellen hervortrat – übrigens gleich anderen
Betrieben seiner Art – in den letzten Jahren in einem Stadium starker Umgestal-
tung der von ihm hergestellten Warenkategorien und der von ihm gebrauchten
Maschinenmodelle. Und endlich gehörte er einer Branche der Weberei an, die
an sich für die Zwecke von Untersuchungen, wie sie hier angeregt werden soll-
ten, keineswegs geeignet ist. Zwar ist das Maß, in welchem Quantität und Quali-
tät des Produkts von den Qualitäten der Arbeiterschaft abhängt, verglichen z. B.
mit der Spinnerei, ein ziemlich erhebliches, trotzdem die Lohnkostendie
in der Werteinheit des Produkts stecken, natürlich in der Spinnerei relativ höhere
sind, zum mindesten wenn man die mittleren Massenartikel beider Branchen in
Betracht zieht. Aber im Wesen großer Branchen der Weberei, zumal der hier in
Frage stehenden, liegt, namentlich in Deutschland, eine sehr starke Vielseitigkeit
der Produktion mit ihrer Konsequenz eines (relativ) sehr starken Sortenwech-
sels. Grad und Art der Einwirkung dieses letzteren Umstandes festzustellen, war
eine der Hauptzwecke dieser Zeilen. Nun ist zwar an sich ein gewisses Maß von
Sortenwechsel keineswegs ein Hinterungsgrund für den Versuch, das Maß der
Leistungsfähigkeit von Arbeitern untereinander abzuschätzen. Man muß nur un-
gefähr wissen, wie stark der Sortenwechsel die Leistung drückt und dann beach-
ten, welche Unterschiede in bezug auf den Grad des
15. Resumé.237
Wechsels zwischen den verglichenen Arbeitern bestehen. Allein auch die Art
der Gewebe, welche herzustellen waren, stellten bei den Arbeitern des hier he-
rangezogenen Betriebes noch, dem Uebergangscharakter entsprechend, eine sol-
che Mannigfaltigkeit der heterogensten Kombinationen dar, daß man zwar – wie
einige Beispiele zeigten – recht wohl die Gründe der Schwankungen innerhalb
der Leistung jedes Arbeiters von Sorte zu Sorte plausibel machen kann, daß man
aber ernstliche Bedenken tragen wird, die Leistungen der verschiedenen Arbei-
ter untereinander nach einem für jeden einzelnen zu errechnenden Durchschnitt
zu vergleichen und darnach ihre generelle Leistungsfähigkeit, auf die es
bei dem Vergleich nach Herkunft usw. schließlich ankommt, ziffernmäßig fest-
stellen zu wollen. Dies auch deshalb, weil schon die ganz wenigen Beispiele, die
im Verlauf der Erörterungen herangezogen wurden, zeigen konnten, daß die
Eignung der einzelnen Arbeiter je nach der Sorte, um die es sich handelte, sehr
merklich schwankt und eventuell verschiedene Skalen ergeben würde
1)
.
Nun zeigten die Zahlen der Tabelle I allerdings, daß trotz alledem ziemlich
weitgehende Parallelismen der generellenLeistungsfähigkeit mit dem
Grade der generellenGeübtheit sich finden, daß auch die Abweichun-
gen sich rationell erklären ließen. Und die Skala der Durchschnitte der Akkord-
verdienste entspricht im ganzen, für hinlänglich große Perioden, recht gut der
Skala der Einschätzung der Arbeiter nach ihren Qualitäten durch die Betriebslei-
tung. Trotz der immer von neuem illustrierten Notwendigkeit der »Einarbei-
tung« in jedeneue Sorte und Kette und der dadurch bedingten Schwankun-
gen der Akkordverdienstziffer behält es also allem Anschein nach selbst unter so
ungünstigen Bedingungen seinen Sinn, mit den Begriffen einer »generellen«
Geübtheit und Leistungsfähigkeit zu arbeiten. Gleichwohl wird man annehmen
dürfen, daß bei einer weniger vielseitigen und wechselnden Produktion mit ei-
nem ganz anderen Grad von Sicherheit mit diesen Voraussetzungen
1)
Ein Umstand, der allerdings seinerseits, bei hinreichend großem Material und sonst
günstigen Verhältnissen, gerade recht interessante Aufschlüsse über die Art der Inanspruch-
nahme der Arbeiterschaft je nach der Produktionsrichtung geben, und dann, bei Kombination
dieser Ergebnisse mit der sozialen und örtlichen Provenienz der Arbeitskräfte, sich für die uns
interessierenden Fragen sehr fruchtbar erweisen könnte. Aber eben nur da, wo die sonstigen